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Vor der Unterschrift: Diese 5 Fragen sollten geklärt sein

Nov 2025
Zeit: 7 Min

Verträge schaffen Klarheit. Doch genau das Gegenteil kann passieren, wenn entscheidende Punkte vor der Unterschrift ungeklärt bleiben. Gerade bei komplexen Dienstleistungen, individuellen Angeboten oder längerfristigen Zusammenarbeiten sind nicht nur Preis und Leistung relevant – sondern auch die Regeln für das "Was passiert, wenn...".

Wer an dieser Stelle blind vertraut, riskiert unnötige Kosten, Frust und langwierige Konflikte. Umso wichtiger ist es, vor der Unterschrift strukturiert zu prüfen, ob alle wesentlichen Fragen geklärt sind. Denn ein unausgewogener Vertrag kann nicht nur Zeit und Geld kosten, sondern auch Ihre Handlungsfähigkeit einschränken.

Wird genau das geliefert, was ich brauche?

In vielen Verträgen fehlen konkrete Leistungsbeschreibungen. Es wird von "Beratung", "Unterstützung" oder "Marketingpaketen" gesprochen – ohne klare Definition, was das bedeutet. Für Sie als Auftraggeber ist das riskant. Denn: Was nicht eindeutig geregelt ist, kann auch nicht eingefordert werden. Vor allem bei digitalen Leistungen, technischen Entwicklungen oder strategischer Beratung sind Missverständnisse vorprogrammiert, wenn keine konkreten Zwischenschritte dokumentiert sind.

Achten Sie auf:

  • Klare Nennung der einzelnen Leistungen

  • Definition von Umfang, Formaten, Laufzeiten

  • Konkrete Zwischenergebnisse, Lieferdaten oder Reportings

  • Benennung von Tools, Technologien oder Methoden, die zum Einsatz kommen

Typischer Fehler: Ein Dienstleister schreibt "monatliche SEO-Betreuung" in den Vertrag. Doch ohne Details zur konkreten Umsetzung (z. B. wie viele Stunden, welche Tools, welche Aufgaben) bleibt alles vage. Der Kunde erwartet Performance-Optimierung und Reporting, der Dienstleister liefert nur kleinere Anpassungen an der Website – und beide Seiten sind frustriert.

Erweiterungstipp: Lassen Sie sich Beispiel-Reportings oder Testauswertungen zeigen, bevor Sie unterschreiben. So erhalten Sie ein realistisches Bild der zu erwartenden Leistung.

Was ist im Preis enthalten – und was nicht?

Transparenz bei den Kosten ist ein zentrales Kriterium. Doch viele Angebote verschleiern Zusatzleistungen oder definieren Aufwände, die "nach Aufwand" abgerechnet werden. Auch sogenannte "ab Preise" ohne verbindliche Obergrenzen können problematisch werden. Selbst bei Pauschalangeboten ist oft nicht klar, was genau enthalten ist – und ab wann ein Mehraufwand berechnet wird.

Prüfen Sie daher:

  • Gibt es eine klare Preisstruktur?

  • Sind Zusatzkosten möglich oder ausgeschlossen?

  • Ist geregelt, was als Mehraufwand gilt – und wie dieser freigegeben wird?

  • Werden Stundensätze genannt, falls Zusatzleistungen anfallen?

  • Gibt es nachvollziehbare Kriterien für Aufwandsschätzungen?

Tipp: Seriöse Anbieter definieren Pauschalen oder bieten transparente Staffelungen an. Vorsicht bei Formulierungen wie "individuelle Abrechnung nach Aufwand" ohne Bezug zur Hauptleistung. Werden Leistungen bewusst unkonkret gehalten, könnte dies ein Hinweis auf versteckte Kosten sein.

Ergänzend wichtig: Prüfen Sie auch, ob Kosten für Dritte (z. B. Software-Lizenzen, Bildrechte, Hosting) inkludiert sind oder separat entstehen. Besonders bei Webprojekten oder Marketingkampagnen entstehen hier schnell ungeplante Zusatzausgaben.

Wie ist mit Abhängigkeiten oder Mitwirkungspflichten umzugehen?

Viele Leistungen erfordern Zuarbeit oder Freigaben durch Sie. Doch was passiert, wenn Sie intern nicht liefern können – oder sich Abstimmungen verzögern? Ohne klare Regelungen entstehen leicht Verzugsrisiken, Vorwurfsdynamiken oder unfaire Kündigungsgründe. Besonders kritisch: Wenn Deadlines vertraglich verankert sind, aber Abhängigkeiten nicht berücksichtigt werden.

Wichtige Fragen:

  • Sind Mitwirkungspflichten im Vertrag benannt?

  • Gibt es realistische Zeiträume für Feedback oder Freigaben?

  • Welche Folgen haben Verzögerungen durch den Auftraggeber?

  • Gibt es Eskalationsmechanismen bei fehlender Rückmeldung?

  • Werden Kommunikationswege und Reaktionszeiten geregelt?

Beispiel: In einem Projektvertrag heißt es: "Die Leistung beginnt mit Bereitstellung aller Unterlagen durch den Auftraggeber." Wenn Sie intern nicht liefern, gerät das Projekt ins Stocken – ohne Verschulden des Dienstleisters. Im schlechtesten Fall wird Ihnen am Ende auch noch der Verzug angelastet.

Erweiterungstipp: Gute Verträge enthalten sogenannte "Verzugsklauseln", die definieren, wie mit stockender Zusammenarbeit umzugehen ist. Auch ein abgestimmter Kommunikationsplan hilft, unnötige Eskalationen zu vermeiden.

Was passiert, wenn es nicht funktioniert?

Niemand geht davon aus, dass eine Zusammenarbeit scheitert. Doch genau für diesen Fall muss der Vertrag Vorkehrungen treffen. Was passiert bei Unzufriedenheit, mangelnder Leistung oder Streitigkeiten? Gibt es Mechanismen zur Klärung – oder endet alles vor Gericht? Viele Verträge regeln nur den Beginn, nicht das mögliche Ende einer Zusammenarbeit.

Prüfen Sie:

  • Gibt es Regelungen zur Nachbesserung?

  • Welche Kündigungsfristen gelten – und unter welchen Bedingungen?

  • Gibt es Eskalationsstufen, z. B. gemeinsame Gespräche vor einer Trennung?

  • Ist ein Schlichtungsverfahren vorgesehen?

  • Wird dokumentiert, wie Qualität oder Zielerreichung gemessen werden?

Tipp: Ein fairer Vertrag schützt beide Seiten. Unfaire Kündigungsregelungen (z. B. "sofortiger Vertragsabbruch bei Zahlungsverzug") oder fehlende Nachbesserungsmöglichkeiten sprechen gegen einen seriösen Anbieter. Auch Vertragsverlängerungen "per Automatik" sollten kritisch geprüft werden – vor allem bei wiederkehrenden Leistungen.

Zusatzfrage: Gibt es Vorlagen oder Protokolle für Reviews? Wenn Regeltermine zur Bewertung der Zusammenarbeit vereinbart sind, lassen sich Konflikte oft frühzeitig vermeiden.

Wird die Zusammenarbeit realistisch beschrieben?

Verträge sind oft juristisch korrekt, aber realitätsfern. Sie bilden nicht ab, wie die tägliche Zusammenarbeit aussieht. Gerade bei langfristigen Dienstleistungsverhältnissen ist das ein Risiko. Kommunikation, Verfügbarkeit, Schnittstellen und Rollenverteilung werden selten sauber dokumentiert.

Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Wie wird kommuniziert (Rhythmus, Tools, Ansprechpartner)?

  • Gibt es feste Jour-fixe oder Statusberichte?

  • Ist die Zusammenarbeit auf Augenhöhe formuliert oder einseitig geprägt?

  • Werden Verantwortlichkeiten klar benannt?

  • Gibt es gemeinsame Erfolgskriterien?

Beispiel: In einem Vertrag steht lediglich: "Kommunikation erfolgt per E-Mail." In der Praxis entstehen daraus Missverständnisse oder lange Reaktionszeiten – besonders, wenn keine Eskalationswege vorgesehen sind. Auch Fragen der Verfügbarkeit (z. B. bei Urlaub oder Krankheit) bleiben oft ungeregelt.

Ergänzend hilfreich: Verlangen Sie einen Ablaufplan oder Onboarding-Fahrplan. So sehen Sie vorab, wie der Anbieter denkt und arbeitet – und ob der Stil zu Ihnen passt.

Zusammengefasst

Wer vor der Unterschrift diese fünf Fragen klärt, trifft bessere Entscheidungen. Es geht nicht darum, dem Anbieter zu misstrauen – sondern darum, eine Zusammenarbeit auf ein solides Fundament zu stellen. Verträge müssen die Realität abbilden, nicht nur rechtliche Standards erfüllen. Wer sich Zeit nimmt für diese Prüfung, spart sich im Nachhinein oft Wochen voller Erklärungsbedarf und Klärungsgespräche.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Vertrag oder Angebot die notwendige Klarheit bietet, können Sie eine neutrale Einschätzung einholen. Denn nicht der günstigste Anbieter ist der beste – sondern der, mit dem Sie langfristig professionell und fair zusammenarbeiten können.

Vertrag prüfen lassen – damit Sie mit gutem Gefühl unterschreiben.



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